Es ist beschlossen! Als Ersatz für das Volksfest bekommt Vaterstetten eine Art Freizeitpark mit Biergarten, und das für ganze 16 Tage. Das hat der Hauptausschuss am Mittwoch beschlossen. Seitens der SPD wurde Kritik laut, gemeindliche Betriebe könnten benachteiligt werden.
Der Wirt, Christian Fahrenschon, stellte sein Konzept vor: „mit einem Volksfest in herkömmlichen Sinne“ habe das Konzept nichts zu tun. Er befüchte, auch 2021 keine Volksfeste in dieser Weise durchführen zu können, weshalb ein Alternativkonzept entwickelt wurde. Ziel des Konzepts: Das Freizeitangebot zu stärken und Schaustellern ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern, denn die Sofort- und Überbrückungshilfen seien laut Fahrenschon „fehlgeplant“.
Natürlich gäbe es ein Hygienekonzept: Das komplette Gelände wird eingezäunt und ist nur über eine Einlasskontrolle zu betreten, es gibt Handdesinfektionsstationen. Die Kapazität soll klein gehalten werden, das sei ohnehin Vorschrift vom Gesundheitsamt, um das Fest überhaupt genehmigt zu bekommen. Der Aufwand sei immens, daher sei ein kurzes, fünftätiges Fest nicht in 5 tagen kostendeckend realisierbar. Es soll ein Fest „in ganz kleinem Rahmen“ werden, unter anderem mit einem Brotzeitstand, gebrannten Mandeln und einem Biergarten. Dort laufe keine Party-, sondern Wirtshausmusik. Zudem soll es Fahrgeschäfte geben. Dabei wird ebenfalls auf die Hygiene geachtet: Statt Stoßautofahren soll der Autoscooter eine Art Parcours werden. Zudem könnte Vaterstetten ein Kettenkarussell bekommen.
Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) bezeichnete das Konzept als „Akt der Normalität“. Die Ammerthaler würden sich sehr über einen Auftritt freuen.
Wolfgang Schermann (SPD-Fraktion) äußerte sich kritisch: „bei allem Verständnis“ frage er sich, was aus beim Fest für die örtlichen Betriebe rausspringt. Gerade für die einheimische Gastronomie könnte das Ersatz-Volksfest eine Konkurrenz darstellen. Fahrenschon entgegnete, dass sein Konzept nicht vergleichbar sei, da Volksfestschmankerl ein anderes Produkt seien.
Schermanns Fraktionskollegin, Cordula Koch äußerte sich ebenfalls kritisch: „ich tu mich auch sehr schwer“. Sie fühle sich fürs örtliche Gewerbe verantwortlich. Die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger sei aktuell ohnehin eingeschränkt. Man setzte zwar ein „richtiges Zeichen“, die angestrebte Festdauer sei ihr persönlich zu lange. Maria Wirnitzer (SPD) kann dem Konzept ebenfalls „viel abgewinnen“, allerdings sei ein Zeitraum von 2,5 Wochen „deutlich zu lang“. „Wir können das nicht vermitteln“, merkte die zweite Bürgermeisterin an. Zudem sprach sie die Hygiene an: „Ich möchte keinen Hotspot bekommen.“
Maximilian Mack, CSU-Gemeinderat und Gastronom, sieht die gemeindliche Gastronomie nicht in Gefahr: Aktuell sei die Situation eh schon schwierig für die Gastronomen: „Wir arbeiten alle nicht auf Gewinn, sondern Kostendeckung“. Die örtliche Gastronomie stünde nicht in Konkurrenz zum Freizeitpark, da das Angebot verschieden sei. Mack würde sich als Gastronom über das Konzept freuen, es sei Gut durchdacht.
Ähnlich äußerte sich Michael Niebler (CSU): es gäbe keinen „totaler Verdrängungswettbewerb“. Das Fest sei ein „gutes Angebot für die Eltern, für die Familien“.
Dass man das Thema auch überregional sehen sollte, merkte Felix Edelmann (Grüne) an: Man solle nicht die einen gegen die anderen aufspielen. Es bestehe die Gefahr, dass keiner mehr an die Schausteller denkt.
Klaus Willenberg (FDP) befürwortete das Konzept ebenfalls, mahnte aber an, dass die aktuelle Situation aus sicht der Familien eine große Belastung darstelle. „Die da oben“, und da differenzieren viele Bürger nicht hinsichtlich der Zuständigkeit, lassen Schulen geschlossen, ein solches Fest finde aber statt. Willenberg tue sich daher sehr schwer. Daher schlägt er vor, dass die Gemeinde ein Angebot für Familien bezüglich des Festes entwickelt.
Maria Wirnitzer beantragte, die Dauer auf 10 Tage zu begrenzen. Bei der Abstimmung stimmte der Ausschuss dann ganz knapp (8:7) für ein 16-tägiges Fest, Klaus Willenberg (FDP), Grüne und SPD lehnten ab. Für eine Durchführung täglich bis 22 Uhr stimmten dann auch die Grünen, aber nicht die SPD. Willenbergs Antrag, wie die Familien vom Fest profitieren sollen, wurde einstimmig angenommen: „Wir lassen uns was einfallen“, so Georg Last aus der Verwaltung.