Mit nur 20 Jahren hat Maximilian Leinekugel sein eigenes Orchester gegründet, das er als Dirigent leitet. Der Vaterstettener tritt mit seinem Orchester am Donnerstag im Martinstadl in Zorneding auf. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, das Orchester und das Konzert gesprochen.
Hallo Maximilian! Du bist in Vaterstetten aufgewachsen.
Genau, und ich bin hier zur Schule gegangen, aufs Humboldt-Gymnasium, wo ich 2014 mein Abitur gemacht habe. Da ging es auch mit dem Dirigieren los. In der 8. Klasse hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit, das Schulorchester zu leiten. Das hat sich scheinbar recht gut gemacht und in den Folgejahren gab es weitere Möglichkeiten, mit dem Orchester zu arbeiten, was mir großen Spaß gemacht hat. Die „Dreigroschenoper“ war dann sicherlich das Highlight. Am Humboldt-Gymnasium fing also alles an, deshalb blicke ich auch heute noch gerne auf meine Schulzeit zurück.
Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen? Du hast ja sicherlich nicht von Beginn an den Wunsch gehabt, zu dirigieren?
Parallel mit der ersten Klasse habe ich begonnen, an der Musikschule Cello zu lernen und habe dann im Schulorchester und kurze Zeit später auch im Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper als Cellist gespielt. Nebenher habe ich zudem Klavier gelernt. Das entscheidende Erlebnis war, als ich 2004 – da war ich acht Jahre alt – mit meinen Eltern in einem Konzert der Berliner Philharmoniker war, wo wir hinter dem Orchester saßen. Das war ziemlich beeindruckend, weil ich während des ganzen Konzerts den Dirigenten aus Musikersicht beobachten konnte. Auch wenn ich nicht genau wusste, was der Dirigent da eigentlich bewirkte, habe ich mir nach dem Konzert gedacht: Das will ich auch machen! In dem Moment, als ich dann das erste Mal dirigierte, hat sich der Wunsch bestätigt. Und je mehr man jetzt da reinkommt, desto interessanter wird es.
Du studierst Musikwissenschaft an der LMU. Ist das nicht sehr trocken und theoretisch?
Genau, ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit. Musikwissenschaft ist sehr theoretisch, aber wenn man Musik im Detail analysiert, ist das – gerade als Dirigent – sehr sinnvoll. Geschichtliche Hintergründe, Informationen zu Werken und Komponisten sowie geeignete Werkzeuge zur Analyse sind sehr hilfreich. Das lernt man an der Musikhochschule nicht in dieser Tiefe. Dort steht die Praxis im Vordergrund, weil man ja auch Erfahrung sammeln sollte. Es ist gut, Musikwissenschaft studiert zu haben, aber mein Lebensweg wird es nicht werden. Es macht mir nur Spaß, weil ich die Perspektive habe, Stücke zu analysieren und sie dann als Dirigent zum Leben zu bringen.
Du hast die Musikhochschule erwähnt. Dort warst du als Gaststudent immatrikuliert.
Richtig, für 2 Jahre. Ich kenne Professor Nicolai aus Baldham, der dort Dirigieren unterrichtet; über ihn hat sich das ergeben, nachdem mir der Kontakt von meiner Musiklehrerin am Humboldt-Gymnasium vermittelt wurde. Die ersten Jahre habe ich bei ihm privaten Unterricht bekommen und von 2013 bis 2015 war ich Gaststudent, was mit einem Jungstudentendasein vergleichbar ist. Neben Theoriekursen und Gehörbildung, war ich immer in seiner Dirigierveranstaltung.
Schauen wir mal ins Ausland, dort warst du ja auch schon tätig.
Erst war ich drei Mal in Schottland bei einem Kammermusikkurs als Cellist. Dort habe ich auch immer ein Streichorchester dirigiert. Zudem habe ich an verschiedenen Meisterklassen für Dirigenten teilgenommen, unter anderem in Graz, wo ich zum ersten Mal ein Profi-Orchester leiten konnte. Im März war ich in London und habe einen Dirigierwettbewerb gewonnen und im August war ich in Bukarest.
Anfang des Jahres hast du die Munich Classical Players gegründet. Was war die Intention dahinter?
Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit 20 Jahren von einem Orchester eingeladen wird, ist minimal – falls überhaupt vorhanden. Das kann man eigentlich vergessen. Die Idee war, dass man ein eigenes Orchester braucht, wenn man etwas machen will, weil man sonst gar nicht zum Dirigieren kommt. Irgendwie kam so der Spirit auf, ein kleines Kammerorchester mit Studenten der Musikhochschule zu gründen. Unser erstes Projekt war ein Versuch, der irgendwie gelang. Die ganze Sache hat sich immer mehr etabliert und so haben wir beschlossen, auch langfristig weiter zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass es sich so ergeben wird. Mittlerweile haben wir eine recht feste Besetzung und natürlich sehr viel Spaß bei der Sache. Beim Publikum kamen unsere Konzerte in den Vororten von München bislang sehr gut an. Auch die katholische Pfarrei in Zorneding freut sich, dass wir nun ein Konzert dort im Martinstadl spielen.
Wer spielt bei euch?
Relativ schnell habe ich einen Flötisten und eine Oboistin gefunden, die mir beide bei der Suche nach Musikern geholfen haben. Ich kenne sehr viele Streicher in München, nicht zuletzt auch wegen meiner Zeit im Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper. Die Oboistin und der Flötist haben sich vermehrt um die Bläser gekümmert. So sind wir zu einem bunten Konglomerat aus Musikstudenten ganz verschiedener Länder geworden. Aufgrund der Internationalität proben wir auf Englisch.
Euer Ziel ist es ja, junge Leute für die Musik zu begeistern. Wie wollt ihr das anstellen?
Was ich persönlich feststelle, ist, dass zahlreiche Institutionen versuchen, junge Leute an klassische Musik heranzuführen, allen voran die großen Orchester. Allerdings beobachte ich eine gewisse „Schwellenangst“ bei jungen Leuten, wenn es darum geht, zum Beispiel mal selbständig in die Bayerische Staatsoper zu gehen. Diese großen Institutionen scheinen irgendwie weit weg für die Menschen. Wenn ich Freunde in die Oper oder ins Konzert mitnehme, dann finden es immer alle cool, aber sagen mir auch, aus eigener Initiative würden sie nicht gehen. Unser Konzept, in den Vororten, also sozusagen direkt vor den Haustüren der jungen Menschen zu spielen, soll dieser „Schwellenangst“ entgegenwirken. Zudem sind wir als kleines Orchester flexibler als die großen, die bereits Jahre im Voraus planen. Auch von der Programmgestaltung her sind wir freier. In Zorneding spielen wir nun ein klassisches Konzert, aber auch ein Filmmusikkonzert wäre denkbar.
Jetzt seid ihr zum ersten Mal im Landkreis. Für dich als Vaterstettener ist das sicher besonders.
Ja, es ist besonders und es wurde auch irgendwie Zeit dafür. Es hat aber bis jetzt nie an uns gelegen, sondern an den Möglichkeiten im Landkreis. Wir haben auch schon probiert, in Vaterstetten ein Konzert anzusetzen, aber seitdem das Rathaus nicht mehr bespielbar ist, gibt es in der Gemeinde keine Möglichkeiten, die adäquat wären. Dafür haben wir im März ein großes Konzert im Kleinen Theater Haar gespielt, wo wir inzwischen sozusagen verwurzelt sind. Den Martinstadl kenne ich schon von früher, es ist ein toller Raum. Dort kam sowohl von uns, als auch von der Pfarrei St. Martin Interesse, sodass wir uns für ein Konzert dort entschieden haben. Wobei es eher Zufall ist, dass wir jetzt im Landkreis spielen. Unser Fokus liegt auf dem gesamten Münchner Umland, obwohl der eigene Landkreis natürlich ein besonderer Spielort ist. Noch besser wäre Vaterstetten gewesen, aber das ist ja aufgrund der bescheidenen Raumsituation leider nicht möglich.
Die Zuhörer erwarten am Donnerstag Werke von Mozart und Vivaldi. Gab es für die Programmgestaltung einen besonderen Grund?
Es ist dezidiert kein Weihnachtskonzert; ich glaube am kommenden Wochenende wird alleine dreimal im Landkreis das Weihnachtsoratorium aufgeführt… Aber es ist ein Programm, das zumindest mit zwei Klassikern, Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ und seiner 40. Sinfonie in g-Moll, daherkommt. So können wir vielleicht Leute begeistern, weil sie etwas mit den Werktiteln anfangen können; da ist der Einstieg als Zuhörer manchmal leichter. Das Solistenkonzert dazwischen ist besonders, weil es einen gibt, der enorm viel geben muss. Das ist noch einmal ein anderes Erlebnis, das sehr gut ankommt. Es ist immer mit Spannung versehen – für die Zuhörer, das Orchester und natürlich auch für die Solistin selbst.
Wie aufgeregt bist du vor Konzerten noch?
Nicht wirklich. Weil ich weiß, dass es gut geprobt ist. Gerade bei Meisterklassen, wo man nicht so intensiv proben kann, ist das anders. Wir sind ein Ensemble, uns gibt es seit zirka 11 Monaten und man hat sich langsam eingespielt. Wir hatten schon Proben und ich kann sagen, es wird gut. Groß aufgeregt bin ich deshalb nicht, wobei es natürlich immer ein besonderer Moment ist, von der Probe ins Konzert zu gehen, wo es dann wirklich drauf ankommt. Da kommt noch mal ein extra Kick, eine extra Motivation, die sehr positiv ist. Eine gewisse Grundspannung ist gut.
Die Munich Classical Players treten am Donnerstag, den 15. Dezember im Martinstadl in Zorneding auf, Beginn ist um 19:30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei AP Buch in Baldham und bei Der Buchladen in Vaterstetten sowie an der Abendkasse.
Gespielt wird “Eine kleine Nachtmusik” (KV 525) von Wolfgang Amadeus Mozart, Das Konzert für Oboe und Orchester (RV 447) von Antonio Vivaldi sowie die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll (KV 550) von Wolfgang Amadeus Mozart.
Die Tickets kosten 18 €, Schüler, Studenten und Kinder zahlen 8 €. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein Familienticket für 40 € (max. 2 Erwachsene & 2 Kinder oder 1 Erwachsener & 3 Kinder) zu erwerben.
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