Ins kalte Wasser geschmissen

In der gestrigen Hauptausschusssitzung berichteten die vier Rektorinnen der gemeindlichen Schulen über die Digitalisierung vor, während und nach Corona. Jede Schule geht dabei ihren eigenen Weg, an der Grundschule an der Brunnenstraße funktionierte das digitale Angebot nur dank des ehrenamtlichen Einsatzes eines Vaters, der ein eigenes Portal programmierte.

Zuerst berichtete Catherine Aicher von der Grund- und Mittelschule: Zu Beginn der Krise hatte man eine datenschutzkonforme Cloud genutzt, dies lief „nicht schlecht“. Allerdings sei irgendwann aufgrund der hohen Auslastung beim Anbieter alles zusammengebrochen. Die Lehrer hätten Videos produziert. Besonders schätzten die Schülerinnen und Schüler dabei die Videos der eigenen Klassenleitung, so Aicher. Auch ein eigener YouTube-Kanal wurde eingerichtet.

Der Wunsch nach einer einheitlichen Lösung war groß, also schaffte man die Plattform „Teams“ von Microsoft an, was auch gut angenommen wurde. Aktuell verfügt die Schule über 80 Tablets. Das sei „ausbaufähig“, so Aicher.  Relativ viele Schüler hätten gar kein geeignetes Gerät,  die Tendenz hierbei  ist steigend. Das „eigentliches Problem“ neben der Anzahl der Geräte: Manche Schüler könnten die Geräte gar nicht richtig bedienen. Man müsse nicht nur Gerät ausgeben, sondern die Schüler bei der Benutzung unterstützen. Dafür habe man ein Patensystem wird ins Leben gerufen.

Die Rektorin der Grundschule an der Brunnenstraße, Eva Hahn, berichtet von Experimenten mit „allem möglichen“. Schnell war auch hier der Wunsch nach einer einheitlichen Lösung da, doch die Teams-Software wurde vom Kulturministerium nur für die weiterführenden Schulen empfohlen. Als „sehr verzweifelt“ beschreibt Hahn die Situation. Abhilfe kam aus der Elternschaft: „Wir sind jetzt eine Schule, die einheitlich agieren kann.“ Ein Vater hat nämlich eine eigene Plattform für die Grundschule geschaffen – mit eigenem Server und Cloudzugriff – alles ehrenamtlich. Anerkennung in Form von Applaus kam aus dem Gremium. „Ich brauche ihn, ich bin Pädagogin, ich kann das nicht“, so Hahn: „Wir sind alle ins kalte Wasser geschmissen worden“.

Dass die Ausschussitzung in Parsdorf stattfand hatte einen Grund: Zu Beginn wurden den Mitgliedern  die digitalen Klassenzimmer gezeigt – unter anderem mit einem Dokumentenkameras und Smartboards, die es bis auf in zwei Klassenzimmern an der ganzen Schule gibt. Von einem erfindungsreichen Kollegium berichtet Ellen Riebesell, Rektorin der Grundschule, etwa hätten die Lehrer Erklärvideos produziert. Es gäbe zwar eine Computer-AG, doch zu wenige Geräte: Man müsse die Schüler in drei Gruppen einteilen, in denen dann zu zweit an einem PC gearbeitet wird. Bei den Schülern fehle es oft schon Grundkompetenzen fehlerhaft wie Einloggen. Beim Homeschooling ist man auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Während der Pandemie gab es regelmäßig eine Sprechstunde mit den Kindern. Riebesell fügte an, die Internetverbindung sei in manchen Haushalten zu schlecht gewesen. Dann müsse man den Stoff telefonisch erklären, was eine Veranschaulichung erschwert. Auch sie äußerte den Wunsch nach einer einheitlichen Richtung. Große Unsicherheit bestünde etwa beim Datenschutz. Als sie um die Einrichtung von Teams bat, wurde das abgelehnt. Es sei für Grundschulen nicht empfohlen.

Als letzte Rektorin berichtete Andrea Tremmel. Der Computerraum der Wendelsteinstraße sei mit 12 PCs ausgestattet, die so alt seien, dass kein Updates mehr möglich seien. Die Situation ihrer Schule sei ähnlich der anderen Schulen. Lob gab es für ihr Kollegium, in dem „wahnsinnig viel gearbeitet“ wurde. Auch Tremmel bat um die Einrichtung der Teams-Software: „Schon im März habe ich Kontakt aufgenommen“, doch Tremmel wurde „da eher blockiert“. Dabei sei die Software wünschenswert, zum Beispiel für Lehrerkonferenzen, die möglichst online stattfinden sollen.

Nach den Berichten stellte Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) fest, es würden zusätzliche IT-Kräfte benötigt.

 

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