Euphorisch gaben die Grünen jüngst in einer Pressemitteilung bekannt: „Möglicherweise können wir in weiteren vierzehn Monaten bereits Teilstücke des Schnellen Radwegs zwischen München und Ebersberg einweihen.“ Der Grund: Die Aufnahme des Projekts in die sogenannte Radoffensive Bayern: „Damit können die beteiligten Gemeinden Haar, Grasbrunn, Vaterstetten und Kirchseeon großzügige staatliche Finanzierungen für die Umsetzung des Radwegs anfordern“, so die Grünen. Doch liest man das Kleingedruckte, sieht es schon anders aus.
Zwar wurden die Förderzusagen in Höhe von rund 80 Prozent verteilt, doch der eigentliche Bau (rund 3 Millionen Euro auf Vaterstettener Flur) wird gar nicht unterstützt. Dies geht aus der Liste des zuständigen Ministeriums hervor. Während dort explizit der Bau anderer Projekte als Förderung benannt wird, ist es im Falle des schnellen Radwegs von Ebersberg bis München lediglich die Planung in den Gemeinden Haar, Grasbrunn, Kirchseeon und Vaterstetten. Alleine für den Vaterstettener Abschnitt werden die Kosten des Ausbaus aber auf 3 Millionen Euro geschätzt, in der Nachbargemeinde Grasbrunn zwischen 645.000 und 881.000 Euro. Das Gesamtfördervolumen aller 27 Projekte beträgt allerdings nur insgesamt 10 Millionen Euro.
Davon war in der letzten Sitzung des Straßen- und Bauausschusses keine Rede. Es wurde eine Machbarkeitsstudie zum Weg vorgestellt, in der erläutert wurde, wie die 3 Millionen Euro Kosten zustande kommen. Ein großer Posten der Kostenplanung ist die neu zu errichtende Radbrücke über die Möschenfelder Straße in Vaterstetten. Die Strecke sei „mit vertretbarem Aufwand“ ertüchtigbar, so der Planer Gregor Schober der Firma WipflerPLAN im Fazit der Studie.
Man habe die „richtige Zeit erwischt, nie waren Zeiten besser, so ein Projekt umzusetzen“, hieß es bei der Präsentation, bei der den Ausschussmitgliedern der Streckenverlauf sowie die notwendigen Baumaßnahmen erläutert wurden. Die größten Baustellen sind hierbei eine Verengung der Strecke an einer Stelle, der Bau einer Brücke sowie die Rampe an der Brunnenstraße.
Zwischen dem Bahnhof Vaterstetten und der Möschenfelder Straße ist die Lärmschutzwand aufgrund eines Trafohäuschens der Bahn ausgebuchtet, der Weg sehr eng. Die Chancen, hier eine Besserung herbeizuführen seien laut Planer „gut“, denn mit dem Förderprogramm habe man einen direkten Ansprechpartner bei der Bahn.
Die Radbrücke über die Möschenfelder Straße sei „unerlässlich“. Im Raum steht die exklusive Nutzung der Brücke für Radler. Hinsichtlich der Rampe zur Brunnenstraße in Baldham sieht Schober eine Situation, die man „lösen müsse“ – gegebenenfalls mit Grunderwerb.
Maria Wirnitzer (SPD) machte auf den möglichen Nutzungskonflikt mit Fußgängern aufmerksam. Schober entgegnete, man könne an einigen Stellen den Weg breiter als geplant bauen. Die Idee Fußgänger auszusperren werde so nicht funktionieren, so Wirnitzer. Sie stellte klar: es muss Bedingung sein, „dass Fußgänger den Weg weiter nutzen“.
Ihr Fraktionskollege Sepp Mittermeier bezeichnete den Radweg als „machbar, aber optimal ist er nicht“. Er verwies ebenfalls auf mögliche Konflikte mit Fußgängern. Für den Fraktionssprecher sei der Nutzeffekt für Baldham und Vaterstetten „nicht so groß“, wenn es nur wenige Anbindungen an den Weg gibt. Er brachte eine Verlegung entlang der B304 und dann über den Technopark an die geplante Route ins Gespräch.
Für Elisabeth Mundelius (Grüne) keine Option, der Radweg sei dann „erledigt“, vor allem aufgrund der steilen Brücke und dem erforderlichen „Durchschlängeln“ im Technopark.
Bis zum 15. Juli müsse ein Förderantrag gestellt werden, im Anschluss sei die Maßnahme „so schnell wie möglich umzusetzen“, so der Planer. Er bezifferte einen möglichen Baubeginn auf das Frühjahr 2023. Dass der Bau so schnell beschlossen wird, ist angesichts der Haushaltslage der Gemeine eher unwahrscheinlich. Ob und wie hoch der Bau des Weges ebenfalls gefördert würde, ist bislang unklar, auch, wenn eine Förderung durch den Freistaat wahrscheinlich ist. Sollte sich diese an den 80 Prozent orientieren, würde der Bau den Gemeindehaushalt zum jetzigen Stand um etwa 600.000 Euro belasten.