Aus eins mach zwei – ab April sollen sich zwei Vereine um die Musikschule und die VHS kümmern. Das Konzept steht, es sind allerdings noch Fragen ungeklärt. Ändern soll sich für die Mitarbeiter nichts.
Heute fand eine Betriebsversammlung für die Beschäftigten von VHS und Musikschule statt. Begonnen hatte die Neustrukturierung mit der Kündigung der Zuschussvereinbarung im Jahr 2015. Bürgermeister Reitsberger stellte heute in einer Pressekonferenz klar, dass die Bildungseinrichtungen einen hohen Stellenwert in der Bemessung der Bürgerschaft hätten. Ausschlaggebend für die Kündigung sei gewesen, „dass die Gemeinde wenig Einflussmöglichkeit auf die VHS gehabt hat, […] insbesondere finanziell“.
Die Neustrukturierung war ein „nicht ganz einfacher Prozess“, wie Georg Kast, Referent des Bürgermeisters, berichtete. Der heutigen Pressekonferenz seien Gespräche mit den Betriebsräten vorausgegangen, in einem intensiven Gespräch habe man heute alle Fragen der Mitarbeiter beantwortet.
Ab dem 1. April sollen zwei gemeinnützige Vereine die Trägerschaft der Bildungseinrichtungen übernehmen. Mitglieder seien ausschließlich die beteiligten Gemeinden, also Vaterstetten, Grasbrunn, Zorneding, Poing, Pliening und Anzing, sowie – um die gesetzliche Mindesthöhe an Gründungsmitgliedern zu erreichen – ein oder mehrere kommunale Rechtsträger. Die Gründungen sind für den 5. Dezember geplant, die Prüfung der Satzungen durch das Finanzamt werde demnächst veranlasst.
Die Vorstände werden vom Gemeinderat berufen. Je nach Höhe der Zuschüsse werden die Sitze vergeben. Von 18 Vorständen der Erwachsenenbildung sowie 13 der Musikschule wird die Gemeinde so jeweils sieben Mitglieder stellen. Den stellvertretenden Vorsitz habe jeweils die Gemeinde mit den zweithöchsten Zuschusszahlungen. Bei der Musikschule ist dies Zorneding, bei der Erwachsenenbildung (VHS) Poing.
Vorsitzender beider Vereine soll Helmut Wörner werden. Er war bereits in den Neunzigern Vorstand der VHS. „Er hat das Vertrauen aller Gemeinden“, wie Georg Reitsberger betonte. Wörner ist Naturwissenschaftler und bringt Erfahrung mit – zum Einen durch eine frühere Tätigkeit bei einem Unternehmen, dass Firmen akquiriert und zusammengeführt hat, zum anderen pädagogisch: er war 20 Jahre lang an der Fachhochschule in Weinstephan als Dozent tätig. „Musik hat mich mein ganzes Leben geprägt“, stellte er in seiner Vorstellung dar.
Für die Mitarbeiter soll sich laut Wörner nichts ändern. Er habe zwar einige Ansätze für eine Schwerpunktsetzung, diese wolle er aber nicht „von oben herab“, sondern mit den Mitarbeitern planen. Man werde sich gemeinsam, Gedanken machen. Bei der heutigen Personalversammlung habe eine sehr gute Atmosphäre bei den Mitarbeitern geherrscht, so Kast. Besonders bei der Musikschule sähe man eine große Akzeptanz des neuen Strukturkonzepts. Sie sei bis jetzt immer der „kleine Bruder“ der VHS gewesen und sei „mit nicht viel Freude nebenbei“ geführt worden. Die Rückmeldungen seien viel erfreulicher, als es sich die Bürgermeister der VHS-Gemeinden erwartet haben. Wer neuer Geschäftsführer der Bildungseinrichtungen werden soll, ist noch nicht bekannt. Die Stelle werde diese Woche ausgeschrieben.
Der jetzige Verein in Form seiner Mitgliederversammlung muss den Plänen noch zustimmen. Hier wurden zwar erste Gespräche mit den Vorsitzenden geführt, ein konkreter Sachverhalt lag dem Verein bis jetzt aber noch nicht vor. Sollte der Verein gegen die neuen Pläne sein, so gäbe es wohlmöglich eine „Katastrophe.“ Ohne Zuschüsse, die mit dem Beginn des zweiten Quartals entfallen würden, drohe eine Insolvenz. Man habe höchsten Respekt an die, die aktuell mit ihrem Privatvermögen für den Verein haften. Eine Umstrukturierung dessen anstatt der Neugründung der zwei Vereine sei laut Reitsberger ausgeschlossen. Ein „Neuanfang ist Neuanfang“. Für jeden Beteiligten sei es jetzt Pflicht, in eine gesicherte Zukunft ohne einen Schaden zu gehen.